Ausgangssituation und Motivation

Die Runden Group aus Steinfeld verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Verschiedene Geschäftsfelder zu einem geschlossenen Kreislaufsystem zu verbinden, dass sowohl dem Menschen als auch der Umwelt zugutekommt. Die Unternehmensgruppe, bestehend aus neun verschiedenen Firmen, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Treibhausgasemissionen zu minimieren, nachhaltige Geschäftsmodelle zu fördern und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Die Ursprünge der Runden Group reichen bis ins Jahr 1992 zurück, als das Logistikunternehmen Rubetrans Logistics gegründet wurde. Seitdem hat sich das Unternehmen stark auf nachhaltige Prozesse konzentriert, einschließlich der Umstellung auf E-Mobilität, um Emissionen im Transportsektor zu reduzieren. Durch die Tochtergesellschaften WBG Pooling und LHM Pooling werden innovative Lösungen für die Nutzung von Mehrwegtransportverpackungen (MTV) entwickelt und implementiert. Diese Systeme reduzieren Abfall und fördern die Wiederverwendung von Materialien in der Lieferkette. Die WBG Pooling und LHM Pooling bringen MTV innerhalb eines europaweiten Pooling-Netzwerkes in den Umlauf, um zusätzlich Transportwege zu reduzieren.

Einweg-Kartons sind ein wesentlicher Bestandteil der herkömmlichen Lebensmittellogistik. Der massive Verbrauch an Einwegverpackungen führt jedoch zu erheblichem Abfall und Umweltbelastung. Zu Beginn der Geschäftstätigkeiten wurden MTV in der Transportbranche eher als lästig angesehen. Zudem sind Einweglösungen durch ihre Instabilität oft der Grund für Lebensmittelabfälle – sei es in Zentrallägern, auf den Transportwegen oder direkt im Lebensmitteleinzelhandel. Der Mehrwert, den Mehrweglösungen in der industriellen Lieferkette bieten, wurde schlichtweg nicht erkannt. Mit ihren Geschäftsmodellen will die Runden Group hier gegengesteuern. Das Unternehmen hat den Mehrwert von MTV schon frühzeitig gesehen und den True Cost Faktor von Einwegprodukten erkannt.

Strategie

Alle neun Gesellschaften des Unternehmens haben sich auf den Transformationsweg gemacht. Um die Nachhaltigkeitsbemühungen zu unterstreichen strebt das Unternehmen künftig die Einführung eines Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 an. Im Rahmen der Berechnung des CO2 Fußabdrucks hat das Unternehmen Einsparungspotentiale ermittelt und startet auf dieser Basis mit einem Transformationskonzept. Jede Gesellschaft leistet innerhalb ihres Kompetenz-Felds einen Beitrag zur übergeordneten Nachhaltigkeitsstrategie der Runden group.

Die Runden Group setzt sich fortlaufend Ziele, die an  ökologische und soziale Verträglichkeit gekoppelt sind. Im Kern orientiert sich das Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle an Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, um Ressourcen zu schonen und Abfälle zu vermeiden. Den Ausgangspunkt für dieses Ziel bildet die 7R Strategie: REDUCE, RETHINK, REDESIGN, REUSE, REPAIR, RECYCLE und REPRODUCE (siehe Foto). Hierbei geht es vor allem darum, Verpackungen von Grund auf ressourcenschonender zu denken – von der Beschaffenheit, dem Design, der reparierbarkeit als auch der Granulierfähigkeit sowie Beschaffenheit für Lebensmittel.

„Der Anspruch der Runden Group ist es, ausschließlich zirkuläre Geschäftsmodelle voranzutreiben.“

Massnahmen und Umsetzung

Mehrwegtransportverpackungen

Die Runden Group setzt mit ihren Tochtergesellschaften WBG Pooling und LHM Pooling auf innovative Mehrwegtransportverpackungen. Mit einem gut ausgebauten Pooling-Netzwerk, das dafür eingesetzt wird, dass Mehrwegtransportverpackungen (MTV) innerhalb der Lebensmittelbranche möglichst effizient und mit kurzen Wegen von A nach B befördert werden. Durch die MTV und die Effekte des Poolings werden nicht nur Foodwaste, sondern auch Einweglösungen verhindert. Aufbauend auf diesem Modell wurde im Jahr 2013 die LHM Pooling GmbH gegründet, welche das europaweite Pooling-Angebot in Branchen wie Automotive, Pharma, Verpackungsindustrie oder auch Landtechnik mit speziellen, individuellen Ladungsträgern ergänzt – auch hier gibt es natürlich nur einen Weg: Mehrweg. Diese Systeme ersetzen Einwegverpackungen durch langlebige, wiederverwendbare Behälter, die nach Gebrauch gereinigt und für den nächsten Einsatz vorbereitet werden. Neben den wirtschaftlichen Einsparpotenzialen verbessert das Pooling-Modell die Ökobilanz durch Einsparung von Ressourcen, Energie und CO2-Emissionen. Durch den Einsatz von Mehrwegtransportverpackungen (MTV) wird der Materialverbrauch signifikant reduziert und die Kreislaufwirtschaft gestärkt.

From Farm to Fork

Die Runden Group möchte Transporte umweltschonend und effizient gestalten. Dies lässt sich am besten anhand der „From Farm To Fork“ Kette erklären (siehe Bild). Dabei werden Ladungsträger und Mehrwegbehälter in verschiedenen Loops so lange wie möglich genutzt. Auf der ersten Meile werden die MTV auf Erzeugerebene für den Transport von frischen Lebensmitteln, die zum Weiterverarbeiter gebracht werden, genutzt. Nach Nutzung laufen die Ladungsträger wieder zurück ins Pooling-Netzwerk zur Reinigung und Wiederbereitstellung. Nach diesem Prinzip geht es immer weiter bis die Lebensmittel in Mehrwegverpackungen tatsächlich beim Endkonsumenten über den Point of Sale angelangen.

Langlebige Materialien und Recyclingfähigkeit

Mehrwegtransportverpackungen, die von den Pooling Gesellschaften eingesetzt werden, überstehen mindestens 50 bis 100 Umläufe. Die MTV bestehen aus hochwertigem, lebensmittelechtem Material mit hoher Langlebigkeit und können problemlos repariert werden. Bei Irreparabilität können sie nach ihrer Nutzungsdauer recycelt werden. Die Mehrwegverpackungen werden granuliert, so dass der Rohstoff wieder in eine gleichwertige Verpackung fließen kann. Auf diese Weise wird der eingesetzte Rohstoff maximal lange im Kreislauf gehalten. Dabei folgt das Unternehmen dem Cradle-to-Cradle Ansatz (“Von der Wiege zur Wiege”). Das Ziel ist es, technische Rohstoffe immer wieder auf dem gleichen Level wiederzuverwenden, um so geschlossene Produktkreisläufe zu schaffen.

Mehrwegtransportverpackungen mit digitalem Lebenslauf

MTV haben im Sinne der Circular Economy einen „digitalen Lebenslauf“. Dabei werden Daten zu CO₂-Einsparung und Müllvermeidungsquoten erhoben. Die MTV schaffen Transparenz in Lieferketten durch Smart Labels und damit verbundene, digitale Plattformen. Die Integration von RFID (Radio-Frequency Identification) Labels an Klappsteigen ermöglicht eine präzise und effiziente Verfolgung von Lebensmitteln während des gesamten Logistikprozesses. Diese Technologie bietet Echtzeitinformationen über den Standort der Produkte, die Lagerbedingungen und trägt dazu bei, die Umweltbelastung zu verringern, Lebensmittelabfälle zu minimieren und die Qualität der gelieferten Produkte zu verbessern. Außerdem wird die Sicherheit und Langlebigkeit der Verpackungen erhöht, weil zu jeder Zeit eingesehen werden kann, wo Schäden entstanden sind, wann diese repariert wurden und wann MTV wieder bereit für den Kreislauf sind. Ein besonderes Augenmerk wird auf das System „Digital Circular Economy“ gelegt. Diese besteht aus verschiedenen Tools, um die Logistik- und Pooling-Prozesse effizient und nachhaltig zu gestalten.

Cradle-To Cradle Zertifizierung für Mehrwegtransportverpackungen

Cradle To Cradle (C2C; „Von der Wiege zur Wiege“) verfolgt einen ganzheitlichen, zirkulären Ansatz. Unterschieden wird hierbei zwischen einem biologischen und einem technischen Kreislauf. Ziel im technischen Kreislauf ist es, die technischen Rohstoffe immer wieder auf dem gleichen Level wiederzuverwenden, um so geschlossene Produktkreisläufe zu schaffen. Seit 2020 lässt die WBG Pooling ihre Ladungsträger nach C2C zertifizieren. Die MTV müssen dabei strenge Anforderungen erfüllen. vor allem Materialauswahl, Umgang mit Wasser und die mögliche Wiederverwendung (Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit) der Produkte gehören zu wichtigen Faktoren.

Seit Juli 2022 besitzt die WBG Pooling eine C2C Zertifizierung für ihre WBG Pooling-BigBoxen 1000 auf dem Level Silber. Das bedeutet, dass die MTV, wenn sie irreparabel sind, zerkleinert und anschließend zu einem gleichen, robusten Ladungsträger gemacht werden. Mit der C2C-Zertifizierung möchte das Unternehmen unterstreichen, dass Transportverpackungen nicht als Wegwerfprodukte betrachtet werden, sondern als wertvolle Ressourcen, die in einem Kreislauf zirkulieren können. Das Unternehmen will weitere Schritte in Richtung einer vollständigen Kreislaufwirtschaft gehen und befindet sich nun in Zertifizierungsprozessen für weitere Ladungsträger.

Ressourcenschonendes Wassermanagement

Um wieder eingesetzt zu werden, müssen MTV gereinigt werden. Um hier in Zukunft ressourcenschonender zu arbeiten werden die künftigen Reinigungsstandorte der WBG Pooling ebenfalls kreislaufwirtschaftlich gestaltet: Durch Auffang- und Rückhalteeinrichtungen kann Regenwasser für die erste Reinigungsstufe eingesetzt werden. Zudem sind Filteranlagen in der Planung, um Wasser aufzubereiten und mehrfach verwenden zu können.

Einsparungen

Neben den wirtschaftlichen Einsparpotenzialen verbessert das Pooling-Modell die Ökobilanz durch Einsparung von Abfall, Energie und CO2-Emissionen deutlich und nachhaltig. Über das Logistiknetzwerk und den Einsatz von Mehrwegtransportverpackungen können, je nach Ausgangslage, bis zu 60% CO2 Einsparungen generiert werden. Die Runden Group liefert hier regelmäßig entsprechende Daten an die Stiftung Initiative Mehrweg, welche fortlaufend Studien zu diesen Thematiken beauftragt.

Speziell Klappsteigen bieten durch ihre solide Konstruktion einen verbesserten Schutz für empfindliche Lebensmittel. Im Gegensatz zu Einweg-Kartons sind sie widerstandsfähig gegenüber mechanischen Einwirkungen. Dies trägt dazu bei, die Qualität und Frische der Produkte während des Transports zu erhalten und Lebensmittelverschwendung zu minimieren. Die Potenziale von Mehrwegtransportverpackungen im Vergleich zu Einweg-Lösungen sind immens: Zum Einen eignen sie sich auf jeder Stufe der Lieferketten als 1:1 Substitut für Einweg-Kartons. Die Stiftung Initiative Mehrweg und das Fraunhofer Institut haben die „Save Food“-Studie erarbeitet, welche zu dem Ergebnis kommt, dass der Verpackungsbruch bei Kartonbehältern 35 Mal höher ist als bei MTV – 4,2 % Bruchquote versus 0,12 %. Hochgerechnet bedeutet das, dass mit Einwegprodukten ca. 68 Millionen beschädigte Lebensmittel pro Jahr anfallen, während es mit Mehrwegverpackungen lediglich ca. 2 Millionen beschädigte Produkte pro Jahr gibt.