Elektronik
Zirkuläre Geschäftsmodelle
Lorenz Meters – Smarte Wasserzähler im Kreislauf

Die Lorenz GmbH & Co. KG bietet Wohnungs-, Haus- und Großwasserzählern sowie entsprechende Kommunikationstechnik an. Messgeräte von Lorenz sind in Millionen von Haushalten in Deutschland und Europa installiert. Sie ermöglichen Betrieb und Überwachung öffentlicher Versorgungsnetze und dienen zur Steuerung von Industrieanlagen. Das Familienunternehmen konnte seine Produktion mit mittlerweile knapp 330 Mitarbeitenden durch eine Transformation von analog und linear zu digital und zirkulär vollständig am Standort in Schelklingen-Ingstetten halten.

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Kurzprofil

Unternehmen

Lorenz GmbH & Co. KG

 

Unternehmensstandort

Schelklingen-Ingstetten

 

Mitarbeiter:innen

330

 

Gründung
1963

 

Branche

Produzierende mechatronische Industrie, Messtechnik

 

Umsatz

33 Mio (2023)

Key-Learnings

1. Hürden, Widerstände und Widersprüche aufnehmen und mit Bedenkenträgern nach einer Lösung suchen: nicht „es geht nicht weil, sondern es geht wenn…“

 

2. Pilot- und Forschungsprojekte helfen zirkuläre Maßnahmen im Experimentierraum umzusetzen, zu analysieren und bei Erfolg großflächig zu implementieren.

 

3. Bei den meisten Produkten / Branchen funktioniert zirkuläres wirtschaften. Wer nicht weiß wie er starten soll: Es gibt genügend erfahrene Umsetzer, die i. d. R. auch Überzeugungstäter sind und deshalb gerne helfen. Ein Kreislauf gelingt selten allein. Auch Lorenz hat davon profitiert und gibt das Wissen jetzt gerne weiter.

Ausgangssitation und Motivation

 

Die Idee der Kreislaufwirtschaft bei Lorenz ist zunächst aus rein ökonomischen Gründen erwachsen. Wasserzähler müssen aufgrund der Eichgesetzgebung und der Messgenauigkeit in regelmäßigen Intervallen ausgetauscht werden, obwohl im Falle hochwertiger Produkte viele Bestandteile auch nach Einsatz und Ausbau noch in einwandfreiem Zustand sind. Das Wasserzähler-Geschäft ist umkämpft und Lorenz Meters vor fast 20 Jahren in einer schwierigen ökonomischen Lage. In den mittleren 2000er Jahren begannen einige Marktbegleiter das langlebige Hauptmaterial der Wasserzähler, Messing durch Kunststoff zu ersetzen und gleichzeitig die Produktion in Niedriglohnländer zu verlagern. Zudem gab es starke Schwankungen und hohe Preissteigerungen an den Rohstoffmärkten. Um konkurrenzfähig zu bleiben, begann das Unternehmen, seine Produkte zurückzunehmen und im Kreislauf zu führen.

 

„Die Kreislaufwirtschaft war und ist unsere Antwort auf das „race to the bottom“. Anstatt zu versuchen, mit den Preisen von low-cost Einwegfabrikaten zu konkurrieren, nutzen wir die Eigenschaften unserer Produkte – Qualität, Langlebigkeit, Leistungsfähigkeit -, um im Zuge der Rücknahme und Refabrikation den Materialbedarf und die Kosten (!) ganzheitlich zu senken. Damit schaffen wir eine Win-Win-Situation für uns und unsere Kunden, die sich dadurch hochwertige Smart Meter leisten können.“

 

Im Zuge der immer umfassenderen Kreislaufführung und einer konsequenten Strategie der digitalen und ökologischen Transformation konnte sich die Lorenz GmbH & Co. KG eine führende Marktposition und Technologieführerschaft für Smart Metering erarbeiten. Nach kleinen Anfängen führt das Unternehmen heute Millionen von Messgeräten erfolgreich im Kreislauf, wovon sowohl Lorenz als auch die partizipierenden Wasserversorger, Kommunen und Messdienste finanziell wie prozessual profitieren. Mit starkem Bekenntnis zu klassischen unternehmerischen Tugenden wie Qualität, Langlebigkeit und vertrauensvollen Partnerschaften hat das Unternehmen früh angefangen, seine Produkte und Prozesse zirkulär zu denken, und dabei stets die Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten mit einbezogen. Am Traditionsstandort Schelklingen beschäftigt das Unternehmen heute über 330 Mitarbeitende und wirtschaftet sehr erfolgreich mit einem voll auf die Kreislaufwirtschaft ausgerichteten Geschäftsmodell.

Strategie

Nachhaltigkeit ist für die Lorenz GmbH & Co. KG eine Grundlage des unternehmerischen Selbstverständnisses. Die Ausrichtung der Produktionsprozesse und Produkte auf die Kreislaufwirtschaft ist dabei ein entscheidender Treiber für den Umwelt- und Ressourcenschutz und damit von großer Bedeutung für die eigenen Nachhaltigkeitsziele. Die Digitalisierung will das Unternehmen als Hebel für mehr Ressourceneffizienz nutzen. Dabei spielen vor allem kreislauffähige, smarte Produkte und eine vernetzte Produktion (Industrie 4.0) in der strategischen Ausrichtung eine zentrale Rolle.

Durch weitere Optimierungen an den Produkten, den Produktionsprozessen und dem Geschäftsmodell möchte das Unternehmen die Umweltauswirkungen der eigenen Produkte weiter verringern und bis 2030 Klimaneutralität erreichen. Dafür hat die Lorenz GmbH gemeinsam mit Universitäten Forschungsprozesse angestoßen. Zusammen mit der Technischen Universität München (TUM) und ihrem Forschungsverbund CirculaTUM wird zu optimalen Prozessen der Kreislaufwirtschaft und zu automatisierter Demontage geforscht. Mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der TUM will das Unternehmen die Potentiale des digitalen Produktpasses für ihre Produkte erforschen. Ebenfalls arbeitet Lorenz eng mit CIRCULAR REPUBLIC zusammen, um die Transformation zur Kreislaufwirtschaft in der Breite der Industrie und Gesellschaft voranzutreiben.

2022 hat das Unternehmen einen ersten Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Zum nachhaltigen Wirtschaften gehört für die Lorenz GmbH & Co. KG auch das klare und dauerhafte Bekenntnis zum Produktionsstandort Schelklingen, welcher mit strategischen Investitionen zukunftsfit gemacht wird. Sämtliche Gebäude werden durch die Abwärme einer nahegelegenen Biogasanlage beheizt, der Energiebedarf immer umfassender aus PV-Eigenproduktion auf den Dachflächen gedeckt. Für seine umfassende Ausrichtung auf die Circular Economy und Entwicklungsleistungen im Bereich Smart Metering wurde Lorenz vielfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Deutschen Innovationpreis für Klima und Umwelt des BMUV und des BDI, mit dem Deutschen Rohstoffeffzienzpreis des BMWK und der DERA sowie mit dem Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg und dem Digital Leader Award.

MAßNAHMEN

Auswirkungen

Durch die beschriebenen Maßnahmen kann die Lorenz GmbH einen erheblichen Teil an (Neu-)Material und Energie einsparen und kann dadurch eine große Einsparung an CO2 Emissionen erzielen. Ein weiterer Vorteil, der sich für das Unternehmen ergibt ist die größere Unabhängigkeit vom Rohstoffmarkt. Das Unternehmen setzt ohnehin bereits überwiegend auf kurze Lieferketten und bezieht fast alle Teile aus Süddeutschland. Durch die konsequente Wiederverwendung der Komponenten aus den zurückgegebenen Wasserzählern wird das Unternehmen unabhängig von schwankenden Rohstoffpreisen.

Die konsequente Umsetzung von kreislauffähigem Wirtschaften bei der Lorenz GmbH hat Einfluss auf die Zusammenarbeit mit Kunden. Die Akzeptanz für die Miete von Wasserzählern steigt und wird mittlerweile zum Normalfall. Für beide Seiten ergeben sich daraus wirtschaftliche Vorteile und eine verbesserte Ökobilanz.

Ansprechpartner

Wilhelm Mauß

Geschäftsführer Lorenz GmbH & Co. KG